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Kosmogenesis |
Sieben Jahre nach dem Abschiedsprojekt 'RETRO' nun doch ein neues Konzeptalbum, welches die Stadien kosmischer Entwicklung beschreibt. Eigentlich als VHS-Vorlesung angedacht, wurde daraus umständehalber ein Musikprojekt und so entstand zwischen Juli 2020 und April 2021 eine Reihe ambitionierter Stücke. Ursprünglich als eher elektronische Musik auf Basis der Wasserstoff- Absorptionslinien gedacht (man suche nach 'Klang der Wasserstoff-Moleküle'), wurde daraus dann doch ein mehr oder weniger vom Progressive Rock geprägtes Album. Die Einführung von Zwölfsaiter und Sitar sowie einigen neuen Software-Instrumenten aber garantiert ein neues und sehr audiophiles Klangerlebnis. Übrigens: die Abfolge der Stücke entspricht ihrer chronologischen Entstehung!
Alle Stücke auf dieser Seite liegen als Wave-Dateien in High Resolution vor: 24bit 96 khz.
Beim Download zu beachten: die Dateien sind mehr als doppelt so groß als in CD-Qualität.
Nr. | Play | Titel | Bedeutung | |
1 |
Westöstlicher Smalltalk |
Ein aktuell schwieriger Traum, doch nicht unmöglich. Dieses Album versucht, ein wenig Kosmopolitik zu verwirklichen, wenn es auch nur Sitarklänge in eher westlichen Kompositionen sind, vom meditativen ‚Evolution‘ einmal abgesehen. Nach dieser Intro-Lounge skizzieren die folgenden neun Stücke Stadien der kosmischen Entwicklung. Von Urknall und Inflation (man beachte die unendliche Shepard-Tonleiter in ‚Primordial‘) über die ersten Atome (H2-Spektral-Glocken in ‚Darkage‘) bis hin zur Entstehung von Sternen und Sonnensystemen mit Planeten. Dort dann die seltenen Möglichkeiten biologischer Evolution (Raga), welche dann aber sogar geologische Abdrücke hinterlassen können. Letztendlich Spekulationen über nahe und ferne Zukunft bis hin zum Ende des Universums, welches vielleicht in irgendeiner Weise einen neuen Kosmos gebiert. Wer weiß das schon.
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2 | Primordial |
Buchstäblich nichts weiß man über das NICHTS, welches vor dem Urknall geherrscht haben soll. War es die ideengeschwängerte Luft in Gottes Labor, wo diverse Cocktails aus Naturgesetzen in heiligen Kelchen brodelten, einer davon dann unsere Mischung? Oder war es das schwarze Loch in einem benachbarten Kosmos, welches auf der ‚anderen‘ Seite ein neues Universum gebar? Oder war es ein altes, fast schon totes Vorgängeruniversum, welches im letzten Aufflackern einer Quantenfluktuation den Durchstich zu einem unbekannten Potentialraum schuf? Oder können wir es einfach nicht begreifen? Der Mensch gibt keine Ruhe, doch das Universum stört es nicht. Vor knapp 14 Milliarden Jahren erwuchs aus dem unvorstellbar kleinen Volumen einer einzigen planckschen Längeneinheit innerhalb nur einer planckschen Zeiteinheit ein fußballgroßes Bündel reiner Energie, das innerhalb langer Sekunden zu den ersten Materiequanten kondensierte und 380.000 Jahre später sein erstes Licht ausstrahlte. Dies primordiale Licht erfüllt heute als Ozean aus Mikrowellen das gesamte Universum.
Featuring: Zarathustra-Thema, Richard Strauß |
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3 | Darkage Protostar |
Wasserstoff war das erste Element im Universum und zwar in rauen Mengen. Dieses Gas füllte den gesamten Raum aus und verschluckte aufgrund bestimmter Eigenschaften das primordiale Licht. Das Dunkle Zeitalter brach an. Doch Naturgesetze wirken auch in der Finsternis. Kleine Unregelmäßigkeiten in der Materieverteilung, Bewegungen, Strömungen. Die Gravitation und andere Kräfte griffen dort an und bewirkten eine wachsende Kontraktion von Gaswolken, bis sich unter dem Druck der Massen das Feuer der Kernfusion entzündete. Die ersten Sterne waren geboren, vielhundertfach größer und heißer als heutige Sterne und ultraviolettes Licht ausstrahlend. Doch je größer ein Stern, um so früher stirbt er. Schon nach wenigen Millionen Jahren explodierten diese Riesen in gewaltigen Hypernovae und schleuderten die ersten schwereren Elemente ins Universum hinaus. Die Entstehung komplexerer Materieformen hatte begonnen. |
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4 | Quasar |
Die stärksten Energiequellen des Universums. Quasistellare Objekte nannte man diese kosmischen Leuchttürme aus der Frühzeit des Universums, denn anfangs hielt man sie für helle Sterne, bis man erkannte, dass sie sich weit entfernt am Rande des Universums befinden. Man entdeckte, dass es sich um gigantische schwarze Löcher im Zentrum von Galaxien handelt, Milliarden Sonnen schwer. Beim Sturz in den Schlund wandelt sich ein Teil der Materie in Strahlung um und wird über die Pole des Blackhole mehrere zehntausend Lichtjahre weit abfackelt. Einige Quasare leuchten tausendmal heller als alle Sterne unserer Milchstraße zusammen. Glücklich wir Menschen, die ein mit vier Millionen Sonnenmassen eher kleines und außerdem schlafendes schwarzes Loch im Nabel unserer Galaxis vorfinden. In einer Quasar-Galaxie dürfte es Wesen wie uns wohl nicht geben.
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5 | Sternenstaub |
Im Laufe vieler Sternengenerationen – große Sterne leben nur einige Millionen, mittlere einige Milliarden und Zwergsterne vermutlich hunderte Milliarden Jahre – entstehen in den Kernfusionszonen der Sonnen alle Elemente bis hin zu Eisen. Schwerere Elemente werden erst durch Supernovae und andere extrem energiereiche kosmische Ereignisse erzeugt. Dieses ganze Materiegebräu wird explosionsartig in der kosmischen Umgebung verstreut gleich Samen aus einer aufplatzenden Pflanzenkapsel. Staub- und Gasschleier strömen zwischen den Sonnen der Galaxien und bilden das Baumaterial für neue Sterne und Planeten.
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6 | Solar Nexus | Vor 4,6 Milliarden Jahren waren endlich wir dran. Seit fast zehn Milliarden Jahren werkelte schon das kosmische Chemielabor an schweren Elementen und komplexen Molekülen und so war die Entstehung auch unseres Sonnensystems aus einer rotierenden Gas- und Staubscheibe statistisch gesehen reine Formsache. Fünfzig Millionen Jahre nach Zündung der Sonne umkreisten bereits Protoplaneten den solaren Knotenpunkt. Aber bis hin zur geordneten Struktur des heutigen Sonnensystems lag ein wahrhaft steiniger Weg voll Kollisionen aller Größenordnungen. So verdankt auch die Erde ihren Mond wohl einer frühen Planetenkarambolage. Featuring: 'Father of day, Father of night', Original Bob Dylan in der Version von Manfred Manns Earthband |
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7 | Evolution |
Samkhya ist eine alte indische Philosophie der materiellen Evolution und daher passend als Raga zum Thema: Nur die Fittesten werden überleben. Fit aber leitet sich hier vom englischen ‚to fit‘ ab. Sport alleine reicht also nicht aus, um die Krisen der Menschheit zu bewältigen. Die Raga teilt sich grob in die Abschnitte Alap (Adagio), Jhalla (Andante) und Vilambit (Allegro) auf, was zu der langen ozeanischen Phase, den schnelleren Entwicklungen an Land und dem sich immer rasanter gestaltenden Wechsel der Ökosysteme passen mag. Zum Schluss erhebt sich dann der Affe, aber das ist eine andere Geschichte. |
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8 | Anthropozän | Im Jahre 2020 war in der renommierten Wissenschaftszeitschrift ‚Nature‘ zu lesen, dass zu diesem Zeitpunkt die vom Menschen geschaffene Masse an Artefakten die gesamte Biomasse der Erde übersteigt. Über 1 Teratonne. Das reicht, um auch noch nach Millionen von Jahren geologische Spuren zu hinterlassen, seien es nun Menschen oder andere Kreaturen, welche sie zu lesen wissen. Ein beeindruckender und bedrückender Gedanke. Man spricht seit einigen Jahren auch vom Anthropozän, also dem Zeitalter des Menschen, gerechnet je nach Autor ab der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert oder der Zündung der ersten Atombombe. Featuring: 'Iron man', Black Sabbath |
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9 | Eloi | Auf das Anthropozän folgt das Zeitalter der Eloi, rund 800.000 Jahre in der Zukunft. Eine naturverbundene, naive, friedfertig glückliche Gesellschaft, eine extreme Utopie, wie sie kein heutiger Politiker zu bewerben wagte. Wären da nur nicht die Unterirdischen mit ihren Maschinen. Aber das verdrängen die Eloi, und gäbe es den Zeitreisenden nicht, würden sie in pastoraler Harmonie tanzen, bis sie der Morlock holt. | ||
10 | Futur III |
Wenn ich dann die Apokalypse überstanden gehabt hätte, würde ich einen Apfelbaum pflanzen. So oder ähnlich lautet Futur III, was aber bislang keinen Duden-Segen besitzt. Will sagen, vermutlich gibt es ja keine Apokalypse, aber wenn doch, und ich sie überstehe, ja dann… Apropos ‚Ende des Universums‘. Da sind sich die Menschen äußerst uneins. Der naturwissenschaftliche Mainstream setzt derzeit den hypothetischen Zerfall des Protons als Endwert, bis zu 10 hoch 49 Jahre. Noch lange hin. Das Kind ist ja erst 13,8 Milliarden Jahre alt und scheint noch unendlich lang immer schneller zu wachsen. Vielleicht stirbt es aber doch nicht den entropischen Kältetod, sondern die virtuellen Quantenfluktuationen spielen ihr eigenes Spiel und stoßen ein neues Universum an. In spätestens einer halben Milliarde Jahre ist sowieso Schluss mit Erdbewohnung. Dann wird die heißer strahlende Sonne Ozeane und Atmosphäre verdampft haben. |